Naturfoto Baumeister
Drei Jahre später

Drei Jahre später

Drei Jahre nach meinen Erlebnissen während des größten Ausbruches der Vogelgrippe, schreibe ich heute einen neuen Beitrag.
Ich habe Abstand gebraucht von den Bildern in meinem Kopf aus der Zeit vor drei Jahren. Aus verschiedensten Gründen bin ich kein Mensch, der viel reist und unterwegs ist. Aber zu der Basstölpelkolonie, die vor drei Jahren fast gänzlich ausgelöscht wurde, traute ich mich wegen der damaligen Erlebnisse nicht mehr hin.

Mein Artikel über die Erfahrungen damals ist hier zu lesen.

Und so machte ich mich in diesem Frühling mit zwei guten Freundinnen auf den Weg, um erneut dort hinzufahren. Aufgeregt, etwas ängstlich, besorgt und doch mit viel Hoffnung, dass die Welt dort wieder eine bessere ist.

Und ich wurde nicht enttäuscht. Ich fand eine kleinere, aber gesunde Brutkolonie vor, in der fleißig gebalzt wurde, Nistmaterial gebracht wurde, aufgeregte Begrüßungsrituale der Partnertiere zu beobachten waren, wenn das Männchen mit einem vollem Schnabel zurückkehrte, wunderschönes Wetter, friedliche Stimmung, leichter Fischgeruch, wie es sich in einer Brutkolonie von Fisch lebender Vögeln gehört.

Besonders gefreut hat mich, dass es weiterhin Basstölpel mit schwarzen Augen gibt. Diese haben scheinbar, entgegen aller damaligen Prognosen, das Virus überlebt und es besteht die Hoffnung, dass sie nun immun sind.

Basstölpel haben eine ungünstige Fortpflanzungsgenetik, wenn es darum geht, einen stark dezimierten Bestand wieder aufzubauen. Sie werden erst im Alter von ca 4-5 Jahren geschlechtsreif und legen pro Jahr nur ein einziges Ei. Die jüngeren Vögel bleiben in den Jahre bis zur Geschlechtsreife auf dem Ozean und kehren erst mit ca 2-3 Jahren in die Kolonie zurück, aber brüten dann noch nicht.
Jetzt, im dritten Jahr nach der Katastrophe, müssten also eigentlich die ersten Jungvögel aus der verstorbenen Generation zurückkehren. Diese fehlten aber aktuell. Und das war auch deutlich zu sehen. In den Jahren vorher waren immer, an dem teilweise noch schwarz gesprenkelten Gefieder erkennbare Jungvögel, auf den Felsen zu sehen. Immerhin starben vor drei Jahren zwei Generationen: die damals verstorbenen Alttiere, und die damals geschlüpften Küken. Der damals um ca 80% reduzierte Bestand der Basstölpel im kompletten Wattenmeer hat also eine harte Zeit vor sich, bis die Bestandszahlen wieder auf altem Niveau sein werden. Aber es sieht gut aus…… wenn wir Menschen es nicht vermasseln.

Hier einige Bilder aus dem diesjährigen Aufenthalt dort. Fotos gegen die Bilder in meinem Kopf. Ein guter Tausch …… auch wenn die vergangenen Bilder dadurch nicht verloren gehen. Aber ich habe nun die Wahl, an welche ich mich künftig erinnern möchte. Und die Wahl ist leicht.